Absauganlage
Für kleinere Partikel im privaten Umfeld werden Luftreinigung (Luftreiniger, Raumluftreiniger) eingesetzt.
Während Produktionsprozessen (z. B. beim Fräsen, Schleifen oder Schweißen) in der Industrie und im Gewerbe/Handwerk entstehen zwangsläufig Späne, Staub, Rauch oder andere Partikel/Emissionen, die in die Luft gelangen. Die Absaugung dieser Partikel für eine saubere Luft am Arbeitsplatz ist nicht nur zur Einhaltung der berufsgenossenschaftlichen Verpflichtung nötig. Ebenso trägt sie auch dazu bei, die Laufzeit von Maschinen effizient zu verlängern, Fehltage der Mitarbeiter zu verringern durch eine gesündere Belegschaft und zu mehr Qualität und weniger Ausschuss.
Das Absaugen erfolgt durch einen gezielten Luftstrom, mit einem hohen Volumen und einer hohen Geschwindigkeit, durch welchen Gefahrenstoffe aus der Umgebungsluft entfernt und kontrolliert abgeführt werden.
Einige Staubarten, unter anderem Feinstaub oder Farbnebel und Lösemitteldämpfe, haben neben ihrer gesundheitsschädlichen Wirkung außerdem die Eigenschaft brennbar zu sein und so zu Explosionen führen zu können. Absauggeräte reinigen entsprechend nicht nur die Raumluft, sondern verhindern damit gleichzeitig auch mögliche Brände und Explosionen.
Anwendung & Einsatzgebiete
Die gefilterte Luft kann entweder in die Arbeitsumgebung zurückgeführt werden, oder aber nach draußen abgeführt werden. Die Bestimmungen der Gefahrstoffverordnung sind in jedem Fall immer zu beachten und einzuhalten. Bei einer Luftrückführung in den Arbeitsbereich geht weniger Energie verloren, da so keine Wärme verschwendet wird.
Industrieller Bereich
Anwendungsbereiche für Absauganlagen in der Industrie sind:
- Fahrzeughallen (Absaugung von Motorabgasen)
- Druckindustrie (Papierstaubabsaugung)
- Holz- und Metallbearbeitung (Späneabsaugung / Späneabsauganlagen)
- Laboratorien
Beim Absaugen müssen die Eigenschaften der Gefahrstoffe beachtet werden. Auch die Freisetzungsgeschwindigkeit spielt eine große Rolle.
Heimanwendungen / Häuslicher Gebrauch
Die bekannteste "Absauganlage" für zu Hause ist der klassische Staubsauger. Daneben gibt es weitere Produkte wie Dunstabzugshauben oder einfache Luftreinhalter.
Die Wahl der richtigen Absauganlage
Welche Absauganlage die Richtige ist, hängt vom Anwendungsbereich ab.
Die Luftleistung (max. geförderte Luftmenge) einer Absauganlage wird durch den m³/h Wert angegeben.
Je nachdem, welche Art von Staub, Nebel o. ä. im Anwendungsbereich auftritt, werden Absaugsysteme mit hohem oder geringem Luftvolumenstrom benötigt. Entscheidend ist hier auch die Frage nach der Betriebszeit. Manche Anlagen werden nur ab und zu benötigt (z.B. für das Schleifen von Werkzeug) oder sie laufen im Dauerbetrieb (z.B. Lackieranlagen in der Automobilindustrie).
- Bei Schwebstäuben sollte man bspw. eher eine Absauganlage mit hohem Luftvolumenstrom im Mitteldruckbereich wählen. Beim Mitteldruck wird eine große Menge an Luft mit geringem Krafteinsatz durch einen großen Durchmesser gesaugt (geringer Unterdruck). Ein Beispiel für ein Mitteldruckgerät ist ein Entstauber.
- Dagegen werden bei Stäuben, die nicht schweben, besser Hochvakuumgeräte eingesetzt. Beim Hochvakuum/Unterdruck besteht wenig Luftleistung, es wird dabei eine kleine Luftmenge mit viel Kraft durch einen kleinen Durchmesser gesaugt (hoher Unterdruck). Ein Beispiel für ein Hochvakuumgerät ist ein Industriesauger.
Entscheidend ist auch, ob die Absauganlage speziell für einen Arbeitsplatz ausgerichtet oder flexibel für mehrere Arbeitsplätze einsetzbar sein soll. Je nachdem benötigt man eine Einzelplatzabsaugung oder eine Mehrplatzabsaugung. Soll die Absauganlage allgemein die Luft einer Produktionshalle reinigen, eignet sich eine Absauganlage in Form eines Hallenbelüftungssystems. Bekannte Anbieter von Absauganlagen sind z. B. AirMex, Airtec Absauganlagen und Keller Lufttechnik.
Absaugbare Stoffe / Emissionen
Es gibt spezielle Lösungen für nahezu jede Staub- oder Nebelart, bspw. für:
- Holzstaub
- Lederstaub
- Kreidestaub
- Elektrotechnischer Staub
- Feinstaub
- Steinstaub
- Klebriger Staub
- Schleifstaub
- Ölnebel
- Farbnebel
- Lösemitteldampf
- Schweißrauch-Absaugung / Schweißrauchfilter
- auch Kühlschmierstoff-Emulsionen und Späneschlamm können abgesaugt werden
Es gibt auch schädliche Stoffe, die durch Trockenfiltration nicht entfernt werden können. So filtern Nassabscheider und Gaswäscher solche Partikel mittels Flüssigkeit.
Vorabscheider
Ein Vorabscheider, oder auch Vorfilter genannt, ist eine Filteranlage und hat die Funktion, den Hauptfilter einer Absauganlage zu schonen. Dadurch kann sowohl die Sicherheit als auch die Standzeit eines Hauptfilters erhöht werden. Der Einsatz wird empfohlen bei
- besonders hohem Staubaufkommen
- abrasiven Stoffen
- Aufkommen von heißen/glühenden Partikeln und Funken
Arbeitsschutz / Arbeitssicherheit
Gefährlich kann es für den Arbeitnehmer werden, wenn luftgetragene Gefahrstoffe in die Atemwege gelangen. Daher sind Absauganlagen bei der Arbeit mit schädlichen Stoffen unerlässlich. Bei der Inbetriebnahme einer Absauganlage muss die Wirksamkeit überprüft werden. Wichtig ist die Überprüfung der Anlagenparameter und die Messung der Gefahrstoffbelastung am Arbeitsplatz. Für schwebende, partikelförmige Gefahrstoffe muss die Anlage hinsichtlich Betriebssicherheit jährlich geprüft werden. Bei gasförmigen Gefahrstoffen muss die Prüfung alle drei Jahre wiederholt werden. Wichtig für die Gesundheit, ebenso wie aufgrund der Brand- und Explosionsgefahr, ist bspw. die Entfernung von Feinstaub, Ölnebel oder Farbnebel aus der Raumluft.
Arten von Absauganlagen
Es gibt verschiedene Produkte der Absaugtechnik im industriellen Umfeld. Nachfolgend sind einige aufgelistet.
- Entstaubungsanlage
- Entstauber scheiden durch einen Filter verschiedene Arten von Spänen und Stäuben ab (deshalb auch Späneabsauganlage genannt).
- Industriesauger
- Industriesauger sind besonders saugstark und können so Anforderungen erfüllen, denen gewöhnliche Sauger nicht stand halten können, wie das Absaugen von Spänen (Sägespäne), Ölen und Feinstaub.
- Schweißrauchabsaugung (Punktabsaugung)
- Schweißrauchfilter erfassen den sogenannten Schweißrauch, einen extrem gesundheitsschädlichen Rauch, der im Schweißprozess von Stahl und Metall entsteht. Der Schweißrauch wird durch ein Erfassungselement abgesaugt, bspw. eine Absaughaube oder auch ein Absaugarm. Wie beim Luftreinigung (Luftreiniger, Raumluftreiniger) wird die Luft durch den Schweißrauchfilter gereinigt und anschließend wieder zurückgeführt.
- Ölnebelabscheider und Emulsionsabscheider
- Ölnebelabscheider sind Filtersysteme zur Abscheidung von Schmierstoffen in der Luft. Sie saugen Ölnebel, Emulsionsnebel, Minimalschmierungsnebel und Minimalschmierungsrauch aus der Luft.
- Absauggebläse
- Absauggebläse saugen einfach und mit hoher Luftleistung Rauch, Staub und Dämpfe ab.
- Geruchsfilter
- Bei Bearbeitungsprozessen können unangenehme Gerüche und Gase entstehen. Geruchsfilter beseitigen diese lästigen Gerüche und Gase und verbessern dadurch die Raumluftqualität. Dabei werden z. B. Aktivkohlefilter verwendet.
- Hallenlüftungssystem
- Hallenlüftungssysteme verbessern die Raumluftqualität. Ein Hallenlüftungssystem soll Produktions- und Industriehallen von mit Rauchgasen, Stäuben, Ölnebel und Emulsionsnebel verunreinigter Luft befreien.
- Zentrale Absauganlage
- Eine zentral aufgestellte Absauganlage saugt Partikel direkt über ein System aus Rohrleitungen an mehreren Stutzen oder Maschinen parallel ab. Gute Absauganlagen saugen Grobstaub, sehr feinen, nassen oder trockenen Staub, Dampf und Rauch gleichermaßen ab bzw. werden an die jeweiligen anwendungsspezifischen Anforderungen angepasst.
- Absaugtisch
- Absaugtische erfassen und filtern zuverlässig unterschiedlichste Materialien wie Nebel oder Rauch. Sie sind an einen Ventilator oder an eine Absauganlage angeschlossen und saugen damit die zu filternde Luft direkt an der Werkbank ab.
- Absaugarm
- Absaugarme erfassen bei der Punktabsaugung Rauch und Staub direkt an der Entstehungsquelle. Das Erfassungselement des Absaugarms ist die Absaughaube. Die Abluft wird mit einem Schweißrauchfilter gesäubert.
- Farbnebelabsaugung
- Beim Lackieren wird gesundheitsschädlicher Farbnebel, Beschichtungsstoffe oder Lösemitteldämpfe freigesetzt. Die Absaugtechnik der Farbnebelabsauger filtern diese schwebenden Stoffe aus der Luft. Die dadurch herbeigeführte Luftverbesserung wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit aus, sondern hat auch einen positiven Effekt auf die Oberflächenqualität der zu lackierenden Teile.
Positionierung einer Absauganlage
Absauganlagen werden je nach Zweck an unterschiedlichen Stellen einer Produktionshalle oder Werkstatt platziert. Dabei unterscheidet man:
- stationärer Entstauber: ein stationärer Entstauber wird entweder direkt neben einer Werkzeugmaschine, bspw. einer Fräsmaschine, aufgestellt oder zentral in einer Produktionshalle installiert.
- mobiler Entstauber: ein mobiler Entstauber wird als Einzelplatzabsaugung oder Zentralabsaugung in Fertigungshallen aufgestellt.
- tragbarer Entstauber: tragbare Entstauber sind wegen Ihrer kompakten Bauweise schnell und unkompliziert transportierbar.
Zubehör von Absauganlagen
Neben Preis, Einsatzgebiet und Leistung/Saugleistung sollte beim Kauf einer Absauganlage auch unterschiedliches Zubehör berücksichtigt werden.
- Absaugarm
- Absaughauben
- Absaugschläuche
- Schweißerschutz
- Vorabschneider
- Filterbeutel
- Wickelfalzrohr
- Stahlrohr
- Formteile
- Reinigungsstationen
- Düsen
- Führungsrohre
Prüfsiegel
Staatlich anerkannte Prüfzeichen und Siegel geben Auskunft über die Qualität und Sicherheit von einzelnen Produkten. So werden auch Absauganlagen auf die Einhaltung von nationalen und europäischen Vorschriften und Regelungen geprüft und anschließend gegebenenfalls mit einem Siegel als Garantie ausgestattet.
Relevante Prüfzeichen und Siegel für die verschiedenen Absauglösungen sind:
- ATEX: Prüfsiegel für das Absaugen von explosionsfähigen Stäuben. Absauganlagen mit diesem Siegel sind speziell dazu entwickelt, dass beim Absaugvorgang keine Funken oder Hitze mit den explosiven Stäuben in Berührung kommen.
- Geprüfte Sicherheit: Dieses Siegel bestätigt die Einhaltung der Qualitäts- und Sicherheitsstandards des deutschen Produktsicherheitsgesetztes (ProdSG).
- TÜV: Das Siegel TÜV des Technischen Überwachungs-Verein garantiert, dass ein Gerät einer technischen Prüfung durch den TÜV unterlaufen ist.
- IFA Prüfzertifikate: Die IFA führt auf Grundlage des Produktsicherheitsgesetzes (ProdSG) und nach den Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft Proruktprüfungen und Zertifizierungen durch.
- DGUV: Die DGUV prüft Geräte auf die Einhaltung der sicherheitstechnischen Anforderungen.
- Schweißrauchklassen: Die Klasse W3 schreibt mit 99% den höchsten Abscheidegrad vor. Sie wird verwendet bei der Verarbeitung von hochlegierten Stählen wie Edelstahl. Es müssen Absauggeräte mit dem IFA Prüfzeugnis W3 angewendet werden, wenn der Anteil von Chrom und Nickel im legierten Stahl eine bestimmte Grenze überschreitet. Die Schweißrauchklasse W1 schreibt bei unlegierten und legierten Stählen einen Abscheidegrad von >= 95 % vor. Die Schweißrauchklasse W2 bei legierten Stählen einen Abscheidegrad von >= 98%.
- Staubklasse M: Durchlassgrad < 0,1. Staub der Staubklasse M ist als „mittel“ gesundheitsgefährdend eingestuft. Zur Staubklasse M zählen bspw. Metallstäube aus Mangan oder Kupfer.
- Staubklasse H: Durchlassgrad 0,005. Stäube dieser Klasse ist als „hoch“ gesundheitsgefährdend eingestuft. Sie erzeugen teils Krebs oder sind mit Bakterien oder anderen Krankheitserregern behaftet. Weitere Sicherheitsvorkehrungen werden bei Asbeststaub gefordert. Absauglösungen sind hier besonders wichtig und müssen weitere Anforderungen erfüllen.
Absauganlagen selber bauen
Während es für Industrieabsauganlagen einen professionellen Anbieter benötigt, kann für den Hobby-Bereich eine Absauganlage auch selbst gebaut werden. Heimwerker finden hierfür online Vergleiche und Anleitungen.