Routenzüge

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Letzter Autor: induux Redaktion

Routenzüge (Singular Routenzug) oder auch Milkrun-Wagen sind Werkzeuge des Lean Managements, die den Materialfluss optimieren. Bestehend aus einem Schlepper, mehreren Anhängern und den passenden Ladungsträgern (Trolleys) gestalten Routenzüge die Prozesse in und um die Logistik so lean (schlank) wie möglich. Routenzüge stellen nicht nur für die produzierende Industrie eine wirtschaftliche Lösung dar, auch beispielsweise Freizeitparks, Flughäfen, die Pharmaindustrie oder Behörden und Gastronomie profitieren von den Vorteilen der Logistikzüge.
Synonym(e): Milkrun-Wagen, Milkrun-Zug



Einsatz in der Intralogistik

Übersicht Arten Routenzüge
Gesamtübersicht verschiedener Routenzüge

Routenzüge dienen der Optimierung des Materialflusses im Unternehmen. Auf Basis einer IST- Prozess- Analyse anhand einer Wertstromanalyse, wird geprüft, ob der Materialfluss durch die Einführung eines Routenzugs verbessert werden kann. Daraufhin wird ein Konzept erstellt, welches die Fahrwege der Routenzüge festlegt, an welchen Stellen diese anhalten (Bahnhöfe) und welche Materialien transportiert werden müssen.

Routenzüge finden in fast allen Branchen Anwendung, da diese eine sichere und effiziente Lösung für den Transport von Materialien darstellen. Bei der Anforderung an die Flexibilisierung der Produktionsversorgung werden dynamische Steuerungskonzepte verwendet, die Effektivität, Effizienz und Transparenz in der Logistik erhöhen.

Ziele des Einsatzes von Routenzügen:

  1. Reaktionsfähigkeit steigern
  2. Hohe Transparenz und Taktung
  3. Kostensenkung (Ver- und Entsorgung wird gebündelt)
  4. Unfallvermeidung
  5. Geringe Flächen (geringe Bestände)

Vorteile von Routenzugsystemen

Routenzug U Frame


Maßgeschneiderte Routenzüge optimieren den innerbetrieblichen Materialfluss. Die Zusammenfassung einzelner Transporte und die vorausschauende Routenplanung ermöglichen das Einsparen von Personal und Zeit. Im Vergleich zu Gabelstaplern erreichen Routenzüge eine drei bis fünf Mal höhere Produktivität, sodass weniger Fahrzeuge eingesetzt werden müssen. So wird das innerbetriebliche Verkehrsaufkommen reduziert, Geld gespart, die Sicherheit erhöht und die Automatisierung vorangetrieben.

Die Vorteile eines Routenzugs:

  • Bündelung von Transportfahrten
  • Reduzierte Personalkosten
  • Geringe Wartungskosten
  • Verringertes Verkehrsaufkommen
  • Hohe Transportkapazität
  • Staplerfreie Produktionsversorgung
  • Erhöhte Versorgungssicherheit an Produktions- und Montagebereichen
  • Bestände an Produktionslinien senken
  • Optimales Prozessmanagement

Aufbau eines Routenzugs

Ein Routenzug besteht aus mehreren Komponenten:

  1. Zugfahrzeug: meist Elektroschlepper
  2. Warenträger: verschiedene Warenträgersysteme (siehe Varianten von Routenzügen)
  3. Ladungsträger: individuell, angepasst an den Einsatz, meist Palettenfahrgestelle

Varianten

Routenzug C Frame


Für unterschiedliche Anforderungen unterscheiden sich die Rahmenbedingungen der Routenzüge hinsichtlich Traglast, Fahrwegen, Wenderadien und Größe der Ladungsträger. Differenzierte Bauformen für Anhänger bieten individualisierte Anpassungen an die jeweils benötigte Tour der Schlepper. Beispielweise gibt es Routenzüge nach folgenden Bauformen:

  • C-Frame
  • E-Frame
  • H-Frame
  • Fließbänder
  • U-Frame
  • Plattformwagen
  • Taxiwagen
  • Anhänger mit Rollenbahnen

Automatisierte Routenzüge

Routenzüge können sowohl Voll- als auch teilautomatisiert betrieben werden. Um die Sicherheit zu gewährleisten, stehen hier alle Prozesse durchgängig und ganzheitlich unter Kontrolle. Durch Personenschutzanlagen werden automatisierte Routenzüge, mittels Sicherheits- Scannern überwacht und ermöglichen das reagieren auf Personen im Radius des Routenzugs. Dieser verlangsamt seine Geschwindigkeit zunächst bei einer ersten Warnstufe und stoppt sofort, wenn eine Person das nähere Schutzfeld betritt.

Automatisierte Prozesse mit einem Routenzug sind möglich hinsichtlich:

  • Automatisiertes Fahren: via Geonavigation, Magnetband, RFID oder Farbbänder
  • Teil-automatisiertes Fahren: bspw. selbstständiges Positionieren
  • Automatisiertes Fahren im Außenbereich / Outdoor-Bereich (unter Einsatz von Sicherheits- Laserscannern)
  • Automatisiertes Be- und Entladen: Lastübergabe von Rollenbahnen, mit Teleskop-Gabeln oder Unterfahr-Transportsystemen

Sicherheit

DGUV
Autonome Routenzugsysteme gehören zu den Fahrerlosen Transportsystemen (FTS). Ein fahrerloser Routenzug setzt sich aus einem fahrerlosen Flurförderzeug (automatisierte Zugmaschine, Schlepper) und einer variablen Anzahl von Anhängern zusammen. Für diese Routenzüge gelten spezielle Betriebsanweisungen, Schulungen / Ausbildungen für Fahrer und Bediener, besondere Sicherheitsvorschriften sowie Vorschriften für Prüfungen und Instandhaltung, welch von der DGUV geregelt sind.
Personensicherheit durch Personenschutzanlagen (PSA)
Bei automatisierten Routenzügen ist eine Personenschutzanlage zur Überwachung des Routenzugumfelds Vorschrift. Mittels Laserscanner werden Warn- & Schutzfelder um den Routenzug erstellt die das Eintreten einer Person in diesen Bereich erkennen und den Routenzug zum Stoppen bringen.

Hersteller & Anbieter

  • Rollcart berät, plant, konstruiert und produziert maßgeschneiderte Transport-, Logistik- und Routenzugsysteme.
  • STILL ist ein Hersteller von Routenzügen, welche für die Produktionslogistik und den Warentransport eingesetzt werden. Dazu zählen der Routenzug STILL LiftRunner, der Routenzug STILL BaseRunner und der Routenzug STILL RackRunner. Automatisierte und individuelle Routenzüge werden von STILL ebenfalls angeboten.
  • Auch Linde ist ein Hersteller von Logistikzügen (LT10 - LT20), welche Materialtransporte über längere Strecken in der Intralogistik ab 150m Transportweg ermöglichen sollen. Fokus wird von Linde auf Kippstabilität, Spurtreue und enge Wendekreise gelegt, wodurch ein flexibler Einsatz möglich sein soll.

Studien

Studie des Lehrstuhls für Fördertechnik, Metarialfluss und Logistik (FML) der TU München
Untersuchung von in der Intralogistik eingesetzten Routenzugsystemen und deren Randbedingungen sowie Konfigurationen mit Ausblick auf Zukunftspotentiale und Trends

Berechnung & Planung

Für schlanke Produktionsprozesse und sog. Lean-Konzepte werden Montagelinien immer mehr mittels Routenzugsystemen mit Material versorgt. Um diese Prozesse optimal zu planen, auszulegen und die Wirtschaftlichkeit zu planen wird bislang noch häufig das Verfahren der Simulation angewandt.

Das Institut für Technische Logistik und Arbeitssysteme der TU Dresden hat aus diesem Grund neue analytische Berechnungsverfahren entwickelt, welche ohne aufwendige Simulationsstudien funktionieren.

Weiterhin werden Zykluszeiten von Routenzügen oftmals mittels sog. MTM-Analysen (Methods-Time Measurement = Verfahren zur Analyse von Arbeitsabläufen und Ermittlung von Plan- und Vorgabezeiten) und mithilfe von Probandenstudien durchgeführt.

Weitere Informationen

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