Arbeitsplatzbeleuchtung

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Eine unzureichende Arbeitsplatzbeleuchtung verstößt nicht nur gegen die Arbeitsstättenverordnung, sondern kann langfristig die Gesundheit des Arbeitnehmers beeinflussen, Fehlzeiten erhöhen und somit die Produktivität vermindern. Verschiedene Beleuchtungskonzepte an einzelnen Arbeitsplätzen sind deshalb zu beachten.



Energiesparende Arbeitsplatzbeleuchtung

Gesetze, Normen, Bedeutung & Ziele

Die Norm DIN EN 12464-1 bestimmt die Richtwerte, nach der ein Arbeitsplatz ausgeleuchtet sein muss. Die Arbeitstättenverordnung (ArbStättV) gibt u.a. eine Übersicht über eine angemessene Arbeitsplatzausstattung.
Jeder Tätigkeitsbereich erfordert seine eigene Beleuchtungsstärke, um die Sehaufgabe vorbildlich zu unterstützen. Für eine erfolgreiche Arbeit ist daher das richtige Leuchtkonzept von großer Bedeutung. Die passendste Beleuchtung eines Arbeitsplatzes ist in der Regel ein Mix aus Tageslicht, indirekter und direkter Beleuchtung. Dazu kommt in den meisten Fällen eine Arbeitsplatzleuchte.
Ziele der richtigen Beleuchtung sind:

  • gesunde Balance zwischen den einzelnen Beleuchtungselementen
  • individuelle Anpassungsmöglichkeiten durch den Arbeitnehmer
  • Aufnahme des Tageslichts als Bestandteil in das Beleuchtungskonzept
Beispiel
An Arbeitsplätzen mit schwierigen Sehaufgaben reicht eine allgemeine Beleuchtung nicht aus. Deswegen müssen in solchen Fällen zusätzlich Einzelarbeitsplatzleuchten angebracht werden. Durch Kompaktleichtstofflampen an elektronischen Vorschaltgeräten, kann diese Art von Leuchte stromsparend betrieben werden. Um die Sehleistung nicht zu beeinträchtigen, sollen störende Reflexionen auf dem Werkzeug oder Werkstück vermieden werden.
Eine Übersicht über die technischen Regeln für Arbeitsstätten - insbesondere der Ausleuchtung (ASR A3.4) - findet sich unten !

Grundbegriffe, Konzepte, Wissen

Gütekriterien

Eine gute und passenden Beleuchtung ist jene, die den lichttechnischen Gütemerkmalen gerecht wird:

  • ausreichendes Beleuchtungsniveau
  • angenehme Lichtfarbe bzw. Farbwiedergabe
  • Begrenzung der Blendung sowie Vermeidung störender Reflexionen
  • abgestimmte Lichtrichtung, Körperwiedergabe, Schattigkeit
  • Flimmerfreiheit
  • gute Lichtdichteverteilung
  • ausreichend Tageslichtanteile

Sehaufgabe

Je schwieriger die Sehaufgabe ist, desto höher muss das Beleuchtungsniveau sein. Die Sehaufgabe wird bestimmt durch Hell-Dunkel-Kontraste, Farbkontraste, der Detailgröße, der Geschwindigkeit und der Zeitdauer, mit der die Kontraste wahrgenommen werden.

Beleuchtungsstärken & Einsatzorte

Gemäß der Arbeitsstättenverordnung muss der Arbeitgeber in regelmäßigen Abständen prüfen, ob die Arbeitsplätze richtig und ausreichend beleuchtet sind. Eine nicht ausreichende Beleuchtung führt zu Problemen beim Sehen, wodurch Gefahren zu spät oder gar nicht erkannt werden könnten.
Folgende Beleuchtungsstärken haben sich je Arbeitsstätte bewährt:

Arbeitsplatzbeleuchtung App
Die Galactica Luxmeter-App
Beleuchtungsstärken Einsatzorte
1 Lux Rettungswege
15 Lux Arbeitsplätze mit besonderer Gefährdung
50 Lux Produktions- und verfahrenstechnische Anlagen, Verkehrswege in Gebäuden für Personen, Lagerräume für großteiliges bzw. gleichartiges Lagergut
100 Lux Treppen, Lagerräume mit Suchaufgaben, Verkehrswege in Gebäuden für Fahrzeuge und Personen, Produktionsanlagen mit gelegentlichen manuellen Eingriff
200 Lux immer besetzte Arbeitsplätze in Anlagen, Versandbereich, Lagerräume mit Leseaufgaben, Räume mit Publikumsverkehr in Büros
300 Lux Kfz-Werkstätten, Verkaufsräume, Verarbeitung leichter Bleche, Schweißen, Laboratorien in der chem. Industrie
500 Lux Drehen, Fräsen, Holzbearbeitungsmaschine, Küchen, Sanitärräume, Büroräume, Reparaturwerkstätten, Arbeiten an der Druckmaschine
750 Lux Lackiererei, Papiersortierung, Kontrollplätze an der Metallverarbeitung, Großraumbüros mit hoher Reflexion
1000 Lux Großraumbüros mit mittlerer Reflexion, Lehren-, Werkzeug- und Vorrichtungsbau, Qualitätskontrolle, Feinmontage
1500 Lux Montage elektrischer Bauteile
>1500 Lux bis zu 100.000 Lux komplexe, filigrane Arbeiten (bswp. Operationen)
Wichtig
Ältere und am Sehorgan eingeschränkte Personen benötigen meist höhere Lux-Werte.
Hinweis
Die Beleuchtungsstärke (E) kann mit einem sog. Luxmeter gemessen werden. Diese sind auch als App auf einem Smartphone nutzbar.

Farbtemperatur/Lichtfarbe

lichtbrechung lichtfarbe primsa
Die Lichtbrechung durch das Fenster - Aufteilung in die Spektralfarben.

Die Lichtfarbe besitzt die Maßeinheit in Kelvin:

  • warmweiß: <3.300K
  • neutralweiß: 3.300-5.300K
  • tageslichtweiß: >5.300K

Wichtig sind die Spektralfarben, die je nach Uhrzeit (bei Tageslicht) oder Mischverhältnisse (bei Kunstlicht) andere Gewichtung erhalten. Folgende Spektralfarben sind vorhanden - gewichtet nach ihrer Wellenlänge:

  • rot (~700nm)
  • gelb
  • grün
  • cyan
  • blau (~470nm)
Je mehr langwellige Spektralfarben vorhanden, desto wärmer das Licht. Und umso höher die Lichtfarbe, desto angenehmer für den Biorhythmus !

Position/Winkel

Neben Lichtstärke- und Farbe sind auch Position und Einfallswinkel einer Lichtquelle am Arbeitsplatz wichtig. Folgendes gilt es zu beachten:

  1. Vermeidung direkter Blendung durch Fenster
  2. seitliche Anordnung der Lichtquellen
  3. keine blendenden Farbtöne verwenden
  4. Positionsänderung oder Neuanordnung durch den Arbeitenden sollte jederzeit möglich sein

Oftmals sind diese Regeln besonders einfach in Büroräumen einzuhalten. Allerdings betrifft die Arbeitsplatzbeleuchtung viele Arbeiter nicht im Büro, sondern in Werkstätten, Hallen oder auf Montage.

Schutz

Sichere Leuchten sind mindestens mit IP Schutzklasse IP59 und somit staubgeschützt ausgestattet. Diese finden ihren Einsatz bspw. in Tischlerbetrieben.

Beleuchtungskonzepte & Fehler vermeiden

Um ein Beleuchtungskonzept einzusetzen, welches dem aktuellen Stand der Technik und der arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht, müssen folgende Punkte berücksichtigt werden:

  1. Art, Anzahl, Anbringung, Leistungsaufnahme, Lichtfarbe der Lampe
  2. Lichtpunkthöhe über dem Fußboden
  3. Wartungszustand, Wartungsintervalle

Um Fehler zu vermeiden bietet das BAuA (Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) einen Leitfaden als Hilfestellung an.

Tageslicht

Untersuchungen zufolge ist das Tageslicht sowohl im Alltag als auch im Arbeitsleben am angenehmsten. Um zu ermitteln, wie hoch der Tageslichtanteil in einer Arbeitsstätte ist, wird der Tageslichtquotient herangezogen. Allerdings: Je nach Tages- und Jahreszeit sowie Witterungsverhältnisse ändern sich Lichtfarbe, Helligkeit, Lichtstärke und Lichteinfall.

In der Raummitte sollte der Tageslichtquotient mindestens 2% betragen. In Büros ist ein Quotient von 3% zu empfehlen. Leider ist der Tageslichtquozient in Hallen, Werkstätten und Großraumbüros nur schwer zu erreichen. Deswegen gilt, dass in jenen Räumen mit zu wenig Tageslicht keine ständigen Arbeitsplätze errichtet werden dürfen.

Künstliches Licht

LED
  • sparen bis zu 85% mehr Strom ein als herkömmliche Lichtquellen
  • gute Vermeidungsfähigkeit sog. Inselbeleuchtungen
  • Auswahl verschiedener Lichtmodi, Farbtemperaturen und Helligkeitsstufen
  • direkte und indirekte Beleuchtungen möglich

Direkte & indirekte Beleuchtung

Direkte Beleuchtung: der Lichtstrahl trifft direkt auf den Arbeitsplatz; z.B. durch Schreibtischlampen, Stehlampen, Deckenleuchten, etc.
Indirekte Beleuchtung: der Lichtstrahl wird reflektiert und trifft dann auf den Arbeitsplatz; z.B. durch Wandleuchten, Pendelleuchten, Deckenfluter, etc.

Anwendungsbereiche

Büros

  • Helligkeit: 500 Lux, ältere Personen zwischen 750-1500 Lux
  • 4 Komponenten:
  1. direkte Beleuchtung (seitlich des Arbeitsplatzes)
  2. indirekte Beleuchtung (Grundhelligkeit, Decken- oder Wandleuchten)
  3. Arbeitsplatzleuchte (individuelle Anpassung)
  4. Tageslicht

Werkstatt/Werkbank

  • Helligkeit: 500Lux
  • Allgemeinbeleuchtung: arbeitsplatzbezogen, seitlicher Einfall
  • Einzelplatzbeleuchtung: individuell
  • Art der Leuchten: Leuchtstofflampen

Hallen

Bis zu 4-6m Höhe
  • Lichtbandsysteme
  • breitstrahlende Lichtstärkeverteilung (z.B. durch Reflektoren)
  • Leistungsstufen ab 50Watt
>6m Höhe
  • lichtstarke Systeme
  • Halogenlampen, Hochdrucklampen
  • Leistungsstufen ab 250Watt
Lagerhallen
  • Reflektoren, da hochgelagertes Licht abschirmen kann
  • Hochdruck-Entladungslampen
  • vertikale Beleuchtungen

evtl. Einsatz energiesparender Schaltmöglichkeiten

Lagerräume

  • ähnlich zu Büros
  • Abschirmung zu Lagerhallen (Vermeidung von Blendungen/Reflexionen)
  • Leuchtstofflampen, Lichtbandsysteme

Montage

  • unterschiedliche Bedingungen, daher schwere Voraussagbarkeit
  • individuelle Lösungen (Anfrage bei entsprechenden Herstellern wie Waldmann)

Labor

  • hohe Beleuchtungsstärken
  • Dimmbarkeit
  • Entblendungen

Vorteile der richtigen Arbeitsplatzbeleuchtung

  1. erhöhte Konzentration
  2. erhöhte Motivation
  3. erhöhte Effektivität
  4. erhöhte Arbeitszufriedenheit
  5. erhöhtes individuelles Wohlbefinden

Checkliste Arbeitsplatzbeleuchtung

Im Internet wird oft nach Checklisten für die Arbeitsplatzbeleuchtung gesucht. Dies hängt natürlich vom Einsatzbereich ab. Folgend ein paar Kontrollfragen (diese Checkliste ist nur ein erster Ansatz):

Check 1 - Ausreichend Beleuchtung unter Berücksichtigung der jeweiligen Aufgaben und Gegebenheiten vorhanden?
Check 2 - Beachtung der 4 Komponenten Tageslicht, künstliches Licht, direktes & indirektes Licht?
Check 3 - Wie ist das persönliche Wohlbefinden?
Check 4 - Störfaktoren vorhanden (Blendung, Reflexion, Flackern, Dreck/Schmutz...)?
Check 5 - Regulation und individuelle Anpassung der Arbeitsplatzbeleuchtung?

Welche Erfahrungen habt ihr mit Arbeitsplatzbeleuchtung im Unternehmen (Büro/Produktion)? Bei wie viel Lux arbeitet ihr oder lasst ihr arbeiten?

Der Forum Verlag Herkert bietet Checklisten zu Teilbereichen der Arbeitsplatzbeleuchtung an.

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