Kabeldurchführung
Zu den Vorrichtungen der Kabeldurchführungen gehören die Kabelverschraubungen und die Kabeldurchführungsplatten (siehe auch Hersteller Kabeldurchführungsplatten). Sie schützen vor Knicken, isolieren, gleichen aus und fungieren als Zugentlastung. Kabeleinführungen werden zum Beispiel in Schaltschränken und Gehäusen eingesetzt.
Entwicklung der Kabeldurchführungen
Mit der industriellen Elektrifizierung standen die damaligen Techniker vor der Herausforderung, die Bohrungen in einer Gehäusewand, durch die Leitungen durchgeführt wurden, zuverlässig abzudichten. Die Abdichtung gegen Wasser und Schmutz erfolgte mit Substanzen, die in zähflüssigem Zustand aufgetragen werden konnten und danach aushärteten (z. B. Kit). Die Nachteile dieser Arbeitsweise: der zeitliche Aufwand war relativ groß, die Technik wartungsintensiv und der Ablauf nicht prozesssicher. Bei Nachrüstungen bzw. Umbauten musste der Kit, ohne die Leitungen zu beschädigen, herausgebrochen und danach wieder neu eingebracht werden. Um diesen enormen Aufwand zu umgehen, wurde ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Lösungen gesucht, die eine prozesssichere und deutlich schnellere Montage bzw. Demontage ermöglichten. Die ersten Kabelverschraubungen waren geboren.
Stand der Technik
Kabelverschraubungen werden in nahezu allen industriellen Bereichen eingesetzt. Sie sind überall dort, wo Leitungen ohne Steckverbinder verwendet werden, eine einfache, flexible und kostengünstige Variante, Leitungen in ein Gehäuse einzuführen, abzudichten und gegen Auszug zu sichern. Kabelverschraubungen stoßen dort an ihre Grenzen, wo eine sehr hohe Packungsdichte, eine zeitsparende Montage und natürlich vorkonfektionierte Leitungen verlangt werden.
Anwendungsbereiche
Heutzutage hat der Anwender die Möglichkeit, für jede Art der Leitungseinführung die passende Lösung zu finden. Ergänzend zu den millionenfach genutzten Kabelverschraubungen gibt es Produkte, die als Kabeldurchführungsplatten bezeichnet werden und eine hervorragende Alternative für Leitungen ohne Steckverbinder bieten.
Kabeldurchführung für Leitungen ohne Stecker
Sollen Kabel, Pneumatikleitungen oder Hydraulikleitungen z. B. durch eine Maschinen- oder Schaltschrankwand durchgeführt werden, eigenen sich Kabelverschraubungen dann, wenn es dabei um einzelne oder wenige Kabel oder Leitungen geht. Sollen dagegen viele Kabel durchgeführt werden, geschieht das mit einer Kabeldurchführungsplatte. Diese dichtet, die Ein- oder Austrittsstelle der Kabel am Gehäuse ab und schützt das Innere vor Feuchtigkeit und Verschmutzungen.
Auch für Branchen mit hygienekritischen Umgebungen sind Kabelführungen als Alternativen zu hygienischen Kabelverschraubungen aus Edelstahl auf dem Markt erhältlich. Diese Kabeldurchführungen zeichnen sich durch eine besonders glatte Oberfläche ohne Schmutznischen (Hygienic Design) sowie ein FDA (U.S. Food and Drug Administration) konformes Material aus.
Die Packungsdichte (Anzahl der Leitungen auf einem bestimmten Raum) ist enorm hoch, die Durchführung der Leitungen sehr schnell, einfach und prozesssicher und der Montageaufwand der Kabeldurchführungsplatten minimal. Die Baugrößen sind zum Großteil auf Ausschnitte angepasst, die für die schweren Steckverbinder (24-polig, 16-polig, …) verwendet werden und im industriellen Bereich zum Standard gehören.
Teilbare Kabeldurchführung für Leitungen mit Stecker
Für Anwendungsfälle mit vorkonfektionierten Leitungen gibt es eine andere Lösung. Kabel, die bereits mit Steckern verbunden sind, können mit der teilbaren Kabeldurchführung eingeführt werden. Diese hält den Montageaufwand klein, da der Stecker nicht erst ab- und wieder angelötet werden muss. Das schließt ein, dass die Garantie für die Kabel-Stecker-Verbindung erhalten bleibt. Meist bestehen diese teilbaren Kabeldurchführungen aus zwei oder mehreren Gehäuseteilen aus Kunststoff, Gummi (oder seltener Metall) und einem geschlitzten Einsatz aus Elastomer, in den die Leitung eingelegt wird. Die Montage erfolgt um die Kabel herum und kann somit auch nachträglich vollzogen werden. Das bedeutet, dass alle Leitungen (mit oder ohne Stecker) durch einen passenden Ausschnitt geführt und dann am Ende der Installation abgedichtet und gegen Zug gesichert werden können.
Standardgrößen von Kabeldurchführungen
Es gibt gängige Modelle, die von den Bohrungen der Befestigungspunkte auf Industriestecker (10-polig, 16-polig oder 24-polig) abgestimmt sind. Kabeldurchführungen, die rund sind (siehe hierzu auch teilbare Kabelverschraubungen) entsprechen den Größen metrischer Standardausbrüche (M16–M63). Des weiteren gibt es auch Anbieter, die neben den Standardmodellen, individuelle Kabeleinführungen für jede Art der Anwendung anbieten.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass Kabeldurchlässe welcher Kategorie auch immer, den geltenden gesetzlichen Normen entsprechen. Bezüglich den Angaben zu Dichtigkeit und sonstigen Zertifizierungen sollten immer die Prüfzertifikate des Herstellers angefordert werden. Bekannte Unternehmen sind z. B. icotek, reichelt elektronik oder WÜRTH.
Zubehör
- Durchführungstüllen
- Zugentlastungstüllen
- Knickschutztüllen
- Stufennippel
- Kabeleinführungsleiste: kompaktes System zur Einführung und Abdichtung von Leitungen mit und ohne Stecker sowie von Schläuchen/Hydraulikschläuchen und Pneumatikleitungen.
- Verschlussstopfen
Weitere Typen von Schutzvorrichtungen sind z. B. Kabeltüllen oder Knickschutztüllen.