Förderprogramme: Übersicht, Nutzen, Umsetzung
Letzter Autor: induux Redaktion
Wie viele Förderprogramme gibt es?
Über tausend verschiedene Förderprogramme gibt es allein in Deutschland. Jedes EU-Mitgliedsland hat seine eigenen Förderprogramme. Die EU-Förderprogramme können direkt in Brüssel beantragt werden. In Deutschland unterscheidet man bundesweite und landesweite Förderprogramme. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle kurz BAFA und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (kurz: KfW Bank) bieten bundesweit Förderprogramme für Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen an. Da Deutschland 16 Bundesländer hat, hat jedes Bundesland seine eigenen Förderprogramme. Antragsteller müssen nicht nur das passende Förderprogramm finden, sondern auch die dazugehörige aktuelle Förderrichtlinie beachten.
- KfW Förderprogramme: Homepage KfW
- EU Förderprogramme: EU Förderprogramme in der Förderdatenbank
- ESF Förderprogramm
- Förderung von Messebeteiligungen im Ausland
Warum wurden Förderprogramme von der EU ins Leben gerufen?
Die aktuell achte EU Förderperiode 2014-2020 wurde parallel zur EU-Wachstumsstrategie Europe 2020 entwickelt. Mit Hilfe dieser Wachstumsstrategie soll Europa nicht nur die Finanz- und Wirtschaftskrise endgültig überwinden, sondern vor allem die Wettbewerbsfähigkeit in der Welt, die Produktivität, das Wachstumspotenzial, den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Konvergenz innerhalb der EU Mitgliedsstaaten steigern. Die EU sieht die Notwendigkeit, Organisationen mit Fördergeldern aus EU, Bund, Land und Kommune zu unterstützen, um diese Ziele schneller und nachhaltiger umzusetzen.
Welche Förderprogramme können deutsche Unternehmen nutzen?
Unternehmen, die ihren Sitz in Deutschland haben, können je nach Vorhaben entweder bundesweite oder regionale Förderprogramme beantragen. Unternehmen, die mit anderen europäischen Unternehmen und einer Forschungseinrichtung zusammenarbeiten, können spezielle EU-Förderprogramme nutzen. Kleine und mittlere Unternehmen, die Investitionen planen werden bei der Förderung bevorzugt, indem sie höhere Fördersätze beantragen können.
Energieberatung im Mittelstand
Dieses Programm können Unternehmen bei der BAFA beantragen. Dort gibt es bis zu 80 Prozent Zuschüsse. Der Energieberater muss qualifiziert und bei der BAFA Bank zugelassen sein.
Förderung unternehmerischen Know-hows
Unternehmen sollen stets wettbewerbsfähig bleiben und wachsen. Damit dies gelingt, können sie sich von Externen beraten lassen. Die Beratungsleistung kann gefördert werden, wenn der Berater bei der BAFA gelistet ist.
INVEST Zuschuss für Wagniskapital
Das ist ein Förderprogramm für Investoren, die Eigenkapital in Start-ups investieren. Hat ein Start-up ein Zertifikat das Bundesministerium für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erhalten, können Investoren 20 Prozent Zuschüsse pro Unternehmen und Kalenderjahr erhalten bis max. 200.000 EUR.
KfW Energieeffizienzprogramm - Energieeffizientes Bauen und Sanieren
Unternehmen können über die KfW Bank zinsgünstige Förderdarlehen mit bis zu 17,5% Tilgungszuschüssen beantragen. Die Voraussetzungen finden sich bei der KfW Bank in den Merkblättern und in den Förderrichtlinien.
Regionale Wirtschaftsförderung
In jedem Bundesland gibt es regionale Wirtschaftsförderungsprogramme. Unternehmen, die eine Produktionshalle oder einen neuen Betrieb in einem speziellen Fördergebiet bauen, modernisieren oder sanieren möchten, können nicht rückzahlbare Zuschüsse auf die förderfähigen Investitionskosten erhalten. Die Antragstellung erfolgt über die Hausbank nach dem sogenannten "Hausbankprinzip". Fördergeber ist die Landesbank des jeweilige Bundeslandes. Auf den Internetseiten finden Antragsteller alle wichtigen Informationen, um den Antrag zu stellen.
Messeprogramm junge innovative Unternehmen
Junge und innovative Unternehmen, die an internationalen Messen teilnehmen, können eine Messeunterstützung in Form eines Zuschusses bis zu 7.500 EUR erhalten.
Wipano
Mit diesem Programm können Unternehmen für die Patenteinreichung und Patentvermarktung bis zu 16.575 EUR Zuschuss beantragen.
Begriffe zu Förderprogrammen
Antragsteller: ist derjenige, der den Antrag unterschreibt. Er erhält die Förderung und haftet für die Angaben, die im Förderantrag stehen.
Antragsberechtigter: Je nach Förderprogramm kann der Antragsberechtigte eine Privatperson, ein Unternehmen, ein Freiberufler, eine Kommune oder eine juristische Person (Verein, Stiftung) sein.
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA): ist eine Bundesoberbehörde und ein Fördergeber. Unternehmen und Privatpersonen können hier für verschiedene Vorhaben Fördermittel, Fördermittelberatung, Fördergebiete beantragen.
Beihilfen: sind in der Europäischen Union Finanzmittel, um kleine und mittlere Unternehmen in benachteiligter Regionen zu unterstützen. Damit es zu keiner Wettbewerbsverzerrung kommt, sind diese begrenzt und werden von der EU Kommission überwacht. Aus den Förderrichtlinien kann man erkennen, ob das Förderprogramm eine Beihilfe enthält.
Beraterzuschuss: Unternehmen, die von einem Berater beraten werden, der bei der einer Förderstelle gelistet ist, können für das Beratungshonorar einen Zuschuss erhalten.
Betriebsmittel: unter Betriebsmittel sind alle Aufwendungen gemeint, die für den laufenden Betrieb des Unternehmens notwendig sind. Dazu zählen Ausgaben für Löhne und Gehälter, Miete oder Kaution für Büro- und Gewerberäume. Weiterhin gehören auch Kosten für Marketing und Schulungsmaßnahmen, Wareneinsatz dazu, Verbrauchsmaterial, Beratungsleistungen und Liquiditätsreserven.
Betriebsstätte: Die Betriebsstätte ist eine feste Geschäftseinrichtung, Anlage oder Produktionshalle, die dem Betrieb des Unternehmens dient. Wichtig ist die Definition bei der Beantragung von Fördermitteln.
Barrierefreiheit: Eigentümer von Häusern oder Wohnungen, aber auch Mieter, die eine Immobilie umbauen, dass sie behinderten- und altersgerecht bzw. Barrierefrei sind, können Fördermittel, Fördermittelberatung, Fördergebiete erhalten.
Businessplan: oder Geschäftsplan wird von den Fördergebern gefordert, um das das Vorhaben mit Fördermitteln umzusetzen.
Bonität: Anhand der Bonität bestimmt die Hausbank für ein Förderdarlehen die Zinskonditionen. Je besser die Bonität, desto günstiger sind die Konditionen. Vor jeder Finanzierung mit Fördermitteln sollte man seine eigene Bonität prüfen. Diese kann kostenlos bei der Schufa oder Creditreform angefordert werden.
Eigenkapital: ist die Einlage eines Gesellschafters ins eigene Unternehmen. Es steht der Firma unbefristet zur Verfügung. Außerdem stärkt es die Bonität. Dies ist besonders wichtig, wenn ein Unternehmen Fremdkapital benötigt.
Erneuerbare Energien: Energie aus nachhaltigen Quellen wie Wasserkraft, Windenergie, Sonnenenergie, Biomasse und Erdwärme können gefördert werden.
EU-KMU Definition: Die europäische Kommission fördert insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen. Diese werden wie folgt definiert:
- Mittelgroße Unternehmen haben unter 250 Mitarbeiter, Umsatz max. 50 Mio. €, Bilanzsumme max. 43 Mio. €
- Kleine Unternehmen haben unter 50 Mitarbeiter, Umsatz und Bilanzsumme max. 10 Mio. €
- Kleinstunternehmen haben unter 10 Mitarbeiter, Umsatz und Bilanzsumme max. 2 Mio. €
Fremdkapital: Förderdarlehen zählen zu Fremdkapital. Es wird von außen in das Unternehmen gebracht. Zinsen werden fällig und nach einer bestimmten Laufzeit muss es zurückbezahlt werden.
Fördergebiet: Jedes Bundesland hat eigene Fördergebiete. Unternehmen, die dort investieren möchten, zum Beispiel eine neue Betriebsstätte oder Produktionshalle errichten und Arbeitsplätze schaffen möchten, können bis zu 30 Prozent nicht rückzahlbare Zuschüsse erhalten.
Förderdatenbank: bietet einen Überblick über die Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Europäischen Union.
Hausbank-Prinzip: Unternehmen, die Förderdarlehen nutzen möchten, müssen diese über eine Bank beantragen. Diese prüft die Unterlagen, die Bonität und die Sicherheiten und gibt den Zins vor. Antragsteller gehen meist zuerst zur Hausbank, deshalb nennt man es auch Hausbank-Prinzip. Es kann auch eine andere Bank sein. Diese muss allerdings ein Kooperationspartner der KfW Bank sein.
SF Förderprogramm für kleine und mittlere Unternehmen
Das ESF-Förderprogramm fördert arbeitsmarktbezogene Projekte und wird aus dem Europäischen Sozial-Fond (ESF) finanziert. Es gibt in den einzelnen Bundesländern dem regionalen Arbeitsmarkt angepasste Fördermöglichkeiten. In Baden-Württemberg können sich kleine bis mittlere Unternehmen in ihrer Geschäftsentwicklung beraten und fördern lassen. }
Unternehmen müssen sich auf dem Markt immer wieder neu positionieren und behaupten, aufgrund größenbedingter Nachteile im Wettbewerb kann das für kleine und mittlere Unternehmen eine große Herausforderung sein. Eine Möglichkeit der Hilfe zur Selbsthilfe bietet das ESF-Förderproramm des Landes Baden-Württemberg durch gezieltes Business Coaching.
Der ESF fördert seit über 60 Jahren Beschäftigung in Europa und ist das wichtigste arbeitsmarktpolitische Instrument der EU. Förderschwerpunkte sind in der aktuellen Förderperiode (2014-2020):
- Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung und Unterstützung der Mobilität der Arbeitskräfte
Darunter fällt auch die Förderung von Selbstständigkeit und Unternehmergeist sowie die Gleichstellung von Mann und Frau auf dem Arbeitsmarkt
- Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut und jeglicher Diskriminierung
- Investitionen in Bildung, Ausbildung, und Berufsbildung für Kompetenzen und lebenslanges Lernen
Das Förderprogramm ist dezentral organisiert. Die Gesamtstrategie für die Umsetzung der Schwerpunkte liegt beim Bund. die einzelnen Ländern obliegt es jedoch auf den regionalen Arbeitsmarkt zugeschnittene Konzepte anzubieten.
Coaching für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)?
Das Business Coaching ist eine Beratungsleistung von Experten für KMU. Eine Förderung sieht eine Übernahme von 50% der Kosten (bis max. 6.000€) für eine Beratung zur Geschäftsentwicklung mit dem Fokus auf einen der folgenden Schwerpunkte vor:
- Innovationsvorhaben, Umstrukturierungen, Veränderungsprozesse: Erschließung innovativer Produkte, Nutzung von Marktchancen, Neuausrichtung der Finanzierung
- Klimafreundliche Geschäftstätigkeit und klimafreundliche Technologie: Verfahren im Hinblick auf Elektromobilität, erneuerbare Energien und Leichtbau
- Unternehmensübergaben: Planung der Übergabe und Begleitung der Umsetzung
- Gelingende Ausbildung: betriebsspezifische Ausbildungskonzeption, individuelle Unterstützung für einen gelingenden Ausbildungsablauf
- Wachstumsorientierung frauengeführter Unternehmen: Prüfung bestehender und zukünftiger Geschäftsfelder, Zielgruppen und Kooperationen (für Unternehmen mit weniger als 10 Vollzeitbeschäftigten)
- Fachkräftesicherung: Personalentwicklung für Unternehmen (mit mind. 10 Vollzeitbeschäftigten)
Voraussetzungen für Förderantrag
Um ESF-förderfähig zu sein, müssen Unternehmen folgende Anforderungen erfüllen:
- Sitz in Baden-Württemberg
- weniger als 250 Mitarbeiter
- Vorjahresumsatz höchstens 50 Millionen Euro
- Vorjahresbilanzsumme höchstens 43 Millionen Euro
Bei der Berechnung der Schwellenwerte werden verbundene Unternehmen und Partnerunternehmen miteinbezogen!
Zusätzlich sind für die Coachings zur Wachstumsorientierung frauengeführter Unternehmen und zur Fachkräftesicherung die oben genannte und vorgegebene Höchst- bzw. Mindestanzahl an Vollzeitbeschäftigten zu beachten.
Durchführung des Coachings
Die Beratungsleistung kann von freiberuflichen Unternehmensberatern oder Unternehmensberatungsgesellschaften übernommen werden. Das Business Coaching ist von einem Beratungsunternehmen durchzuführen, in dem ein Qualitätsmanagementsystem zur Anwendung kommt, das bescheinigt ist
- von einer Konformitätsbewertungsstelle, die durch die nationale Akkreditierungsstelle (DAkkS - Deutsche Akkreditierungsstelle) im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 765/2008 akkreditiert wurde oder
- von einer Konformitätsbewertungsstelle, deren Qualitätsmanagementzertifikate aufgrund gegenseitiger Anerkennungsvereinbarungen (multilaterale Abkommen, MLA/MRA) folgender Organisationen auch von der nationalen Akkreditierungsstelle anerkannt werden:European co-operation for Accreditation (EA), International Accreditation Forum (IAF), International Laboratory Accreditation Cooperation (ILAC)
Des Weiteren muss das Beratungsunternehmen Zuverlässigkeit bieten und sich an das vom ESF für Coachings herausgegebene Merkblatt halten.
Anforderungen an das Coaching
Wird ein Business Coaching gefördert, so ist die Leistung auf 800 Euro pro Personentag mit 8 Zeitstunden festgesetzt (Standardeinheitskosten). Die Förderung beträgt dann 50%, 400 Euro, pro Personentag mit acht Zeitstunden, insgesamt werden pro Business Coaching 15 Personentage gefördert, was einen maximalen Zuschuss von 6.000 Euro ausmacht. Das Business Coaching soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen ein. Eine mehrmalige Förderung ist jedoch möglich.